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Cine Latino 2023: Die Filme |
Buenos días, liebe Freundinnen und Freunde des lateinamerikanischen Kinos,
nach längerer Pause läuft in diesem Jahr die 20. Ausgabe des Festivals des lateinamerikanischen Films!
Freuen Sie sich wieder auf viele Filmentdeckungen aus Mittel- und Südamerika! Dokumentarfilme und Spielfilme, Avantgardistisches und Essayistisches, Spannendes und Dramatisches erwartet Sie: UTAMA. EIN LEBEN IN WÜRDE ist ein Film über ein Quechua-Paar, in dem sich Tradition mit Moderne, Urwissen mit Wissenschaft streitet. MEDUSA blickt in die dystopische Zukunft eines kirchlich-fanatischen Brasiliens, zwischen realitätsnaher Satire und fantastischem Horrorstück. In MI PAIS IMAGINARIO geht Regisseur Patricio Guzmán mitten hinein in die chilenische Revolution von 2019, in ASTOR PIAZZOLLA – THE YEAR OF THE SHARK öffnet Regisseur Daniel Rosenfeld, Piazzollas Sohn, das Familienarchiv des argentinischen Erneuerers des Tango. Mit MAMACITA löst Regisseur José Pablo Estrada Torrescano sein Versprechen an die Großmutter ein, einen Film über die extravagante Dame zu drehen. Zudem im Programm finden sich mit ANHELL69 das Porträt einer jungen, queeren Generation im von Repression geprägten Kolumbien sowie ein Kurzfilmprogramm der Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen mit neuen Produktionen aus Lateinamerika.
VIRAR MAR ist ein doku-fiktionaler Filmessay über das Wasser, das es in der brasilianischen Wüste zu wenig, in Dithmarschen zu viel gibt – Regisseur Philipp Hartmann wird seinen Film persönlich vorstellen.
Cine Latino bietet das Beste des lateinamerikanischen Kinos, mit handverlesenen Filmen, die auf vielen internationalen Festivals ausgezeichnet wurden. Filme, die auf die politischen und sozialen Situationen ihrer Herkunftsländer blicken und vielfältig von mittel- und südamerikanischen Lebenswelten erzählen.
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Mi país imaginario - Mi país imaginario - Das Land meiner Träume
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© Real Fiction Filmverleih
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Chile, Frankreich 2022 | Regie: Patricio Guzmán | 83 min. | Dokumentarfilm | span. Original mit deutschen Untertiteln | FSK: 12.
Im Oktober 2019 führt die Erhöhung der Metro-Preise in Santiago de Chile zu von der Regierung unerwarteten sozialen Protesten. Eineinhalb Millionen Menschen finden zusammen, um in den Straßen für Demokratie, ein gerechteres Bildungs- und Gesundheitssystem sowie eine neue Verfassung zu demonstrieren – kurz: für ein besseres Leben. So vielfältig die Forderungen, so divers sind auch die Demonstrierenden, besonders laut erklingen die Stimmen und Sprechgesänge der Frauen. Mit Erfolg: Die Verfassung der Militärdiktatur wird gekippt.
Der Filmemacher Patricio Guzmán liefert ein erfrischendes Zeitdokument, das fesselt und unter die Haut geht: die Geschichte einer Revolution, wobei Guzmán aufwühlende Aufnahmen von Protesten an vorderster Front mit der komplizierten und blutigen Geschichte Chiles verbindet.
Patricio Guzmán, 1941 in Santiago de Chile geboren, studierte Anfang der 1960er Jahre Geschichte und Philosophie, anschließend am Filminstitut der Katholischen Universität und an der Filmhochschule Madrid. Seit 1971 realisiert er Filme, unter anderem. Nach dem Militärputsch von 1973 wurde er ins Exil gezwungen. Er ist Direktor des von ihm gegründeten Internationalen Dokumentarfestivals in Santiago de Chile.
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Do., 11.5. - 19.00 Uhr, Karlstorkino (Südstadt)So., 14.5. - 17.00 Uhr, Karlstorkino (Südstadt)Mi., 17.5. - 21.00 Uhr, Karlstorkino (Südstadt)Sa., 3.6. - 19.00 Uhr, Karlstorkino (Südstadt)Mi., 7.6. - 19.00 Uhr, Karlstorkino (Südstadt)So., 11.6. - 17.00 Uhr, Karlstorkino (Südstadt)
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Piazzolla, los años del tiburón - Astor Piazzolla - The Years of the Shark
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© Filmdisposition Wessel
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Argentinien, Frankreich 2018 | Regie: Daniel Rosenfeld | 94 min. | Dokumentarfilm | span. Original mit deutschen Untertiteln | FSK: ohne Altersbeschränkung.
Der argentinische Bandeonist Astor Piazzolla (1921-1992) revolutionierte den Tango. Als einer der weltbesten Harmonikaspieler stellte er, rebellisch, streitbar, leidenschaftlich, dem traditionellen Tango Argentino seinen mitreißenden Tango Nuevo gegenüber – und schrieb die Musik mehrerer Filme, unter anderem für TANGOS (1985), SUR (1988) und EL VIAJE (1992). Daniel Rosenfeld, Piazzollas Sohn, stützte sich für sein lebendiges filmisches Porträt auf die Privatsammlung der Familie mit einzigartigen, nie zuvor gezeigten Konzert- und Familienaufnahmen, sowie auf viele O-Töne aus Interviews, in denen Piazzolla selbst zu Wort kommt. Diese packenden Originalaufnahmen verbindet Rosenfeld zu einer rhythmischen Komposition über die Kunst und Biographie Piazzollas, mit ihren Höhen und Tiefen.
Daniel Rosenfeld, 1973 in Buenos Aires geboren, besuchte nach Musik- und Medienstudium Seminare für Schnitt, Bühnengestaltung und Schauspiel. Er war Mitglied im Octeto Electrónico seines Vaters Astor Piazzolla. Rosenfeld drehte bisher fünf Langfilme sowohl im Dokumentar- wie im Spielfilmbereich, die auf Festivals weltweit ausgezeichnet wurden.
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Fr., 12.5. - 17.00 Uhr, Karlstorkino (Südstadt)So., 14.5. - 11.00 Uhr, Karlstorkino (Südstadt)
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Utama. Ein Leben in Würde
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© Kairos
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Bolivien, Uruguay, Frankreich 2022 | Regie: Alejandro Loayza Grisi | 87 min. | José Calcina, Luisa Quispe, Santos Choque | quech./span. Original mit deutschen Untertiteln | FSK: 6.
Das Altiplano, das bolivianische Hochland der Anden: Hier leben Vigilio und Sisa aus der indigenen Ethnie der Quechua. Hinter ihnen liegt ein langes gemeinsames Leben, geprägt durch die traditionelle Lebensweise mit Lama-Zucht und Gemüseanbau, in enger Verbindung mit der Natur. Doch nun bleibt der Regen aus, und Vigilio ist ernsthaft krank, wovon seine Frau nichts erfahren soll. Aus dem Flug des Kondors versucht er die Zeichen um sich herum zu deuten. Wird ein Marsch auf den Vulkan mit der rituellen Beschwörung des Regens Besserung bringen? Bei seinem Besuch drängt der Enkel die Großeltern zum Umzug in die Stadt, in die moderne Welt, die nicht die ihre ist, die ihre Sprache und ihre Lebensweisheiten nicht mehr nutzt.
„Utama“ bedeutet „dein Zuhause“ – Grisis beeindruckender Erstlingsfilm ist eine zärtliche Liebesgeschichte in atemberaubender Landschaft und zugleich ein aktueller Kommentar zum Klimawandel, der gerade die indigenen Völker am härtesten trifft. Grand Jury Prize beim Sundance Film Festival 2022.
Alejandro Loayza Grisi wurde 1985 im bolivianischen La Paz geboren. Er studierte Kommunikationswissenschaft und Werbung an der Universidad Católica de Bolivia in Córdoba, Argentinien. 2010 begann er als Fotograf und zu arbeiten und gewann diverse Auszeichnungen. Als Kameramann wirkte er an der Dokumentarserie PLANETA BOLIVIA und an Kurzfilmen mit, mit seinen Musikvideos nahm er an Festivals von Bogotá bis Jaipur teil. UTAMA ist sein erster Spielfilm als Regisseur.
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Fr., 12.5. - 19.00 Uhr, Karlstorkino (Südstadt)So., 14.5. - 15.00 Uhr, Karlstorkino (Südstadt)Mi., 17.5. - 19.00 Uhr, Karlstorkino (Südstadt)
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Medusa
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© Drop-Out Films
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Brasilien 2021 | Regie: Anita Rocha da Silveira | 127 min. | Mari Oliveira, Lara Tremouroux, Joana Medeiros | port. Original mit deutschen Untertiteln | FSK: 16.
Neues brasilianisches Kino: Gesellschaftskritik, Groteske und Genre, vermischt in einer neongetränkten und mit verspielter Kamera eingefangenen Neuinterpretation des Medusa-Mythos.
In einer nicht näher definierten Zukunft wird Brasilien von der Kirche regiert. Mariana und ihre gewaltbereiten Mitstreiterinnen ziehen nachts maskiert durch die Stadt auf der Jagd nach „unreinen“ Frauen, die gegen „Sitte“ und „Anstand“ verstoßen. Als Mariana dabei verwundet wird, passt sie nicht mehr ins perfekte Bild der fanatischen Sekte… Anita Rocha das Silveira inszeniert ein laut- und bildstarkes Statement über (weibliche) Ohnmacht in einer totalitär-patriarchalen Gesellschaft – eine filmisch stilisierte, bewusst überspitzte scharfe Kritik an den demokratiefeindlichen Tendenzen in Brasilien. „Ein wichtiger Film, der weniger von Rache als von Emanzipation, weibliche Solidarität und der Umdeutung reaktionärer Geschichten handelt. Einer der besten Filme des Jahres 2022.“ (Filmdienst)
Anita Rocha da Silveira wurde in Rio de Janeiro geboren, wo sie auch Film an der Päpstlichen Katholischen Universität studierte. Neben ihrer Arbeit als Editorin und Drehbuchautorin drehte sie drei Kurzfilme. Ihr Langfilm-Debüt KILL ME PLEASE (2015) wurde unter anderem bei den Filmfestspielen in Venedig in der Sektion Orizzonti und beim South by Southwest Festival in Austin, Texas gezeigt. Ihr zweiter Spielfilm MEDUSA (2021) hatte seine Weltpremiere in der Quinzaine des Réalisateurs in Cannes und gewann beim Internationalen Filmfestival in Rio drei Preise (für besten Spielfilm, beste Regie und beste Nebendarstellerin).
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Fr., 12.5. - 21.00 Uhr, Karlstorkino (Südstadt)Sa., 13.5. - 21.00 Uhr, Karlstorkino (Südstadt)
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Mamacita – Es ist nie zu spät zu vergeben
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© Real Fiction
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Mexiko, Deutschland, Luxemburg 2018 | Regie: José Pablo Estrada Torrescano | 75 min. | Dokumentarfilm | span. Original mit deutschen Untertiteln | FSK: ohne Altersbeschränkung.
Als extravagante Beauty-Queen residiert „Mamacita“ in ihrem Anwesen, umgeben von treuen Hausangestellten, die der 95-Jährigen rund um die Uhr zu Diensten stehen. Durch effiziente Selbstvermarktung gelang es ihr aus dem Nichts ein Beauty-Imperium aufzubauen, dem auch ihre acht Kinder ihr ganzes Leben widmeten. Als ihr Enkel José Pablo nach Europa ging um Film zu studieren, ließ sie sich von ihm versprechen, eines Tages einen Film über ihr Leben zu drehen. Jetzt ist José Pablo zurück in seiner Heimat, um sein Versprechen einzulösen. Doch bald entdeckt er unter der glattgebügelten Oberfläche längst verdrängte Familiengeheimnisse, die noch heute fünf Generationen der großbürgerlichen mexikanischen Familie prägen. „Das dokumentarische Psychogramm einer Familie balanciert zwischen emotionaler Nähe und analytischer Distanz und leuchtet einen Mikrokosmos emotionaler wie ökonomischer Abhängigkeiten aus, was ein bezeichnendes Licht auf die mexikanische Gesellschaft wirft.“ (Filmdienst)
José Pablo Estrada Torrescano stammt aus Mexiko und lebt und arbeitet in Düsseldorf. Er studierte Regie in Prag und Versicherungsmathematik und Statistik in Mexico City. Er nahm an mehreren Sound Poetry Performances in Düsseldorf und Prag teil; MAMACITA ist sein Debütfilm.
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So., 14.5. - 13.00 Uhr, Karlstorkino (Südstadt)Di., 16.5. - 19.00 Uhr, Karlstorkino (Südstadt)
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Internationale Kurzfilmtage Oberhausen
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Lateinamerikanische Perspektiven
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© Charles Fairbanks / Saúl Kak
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Brasilien, Spanien, Kolumbien, Mexiko, Chile 2019-2022 | Regie: diverse | 76 min. | Kurzfilmprogramm | port./span. Original mit englischen Untertiteln.
Neue Produktionen aus Lateinamerika waren zuletzt bei den Kurzfilmtagen stark vertreten. Diese Auswahl wirft einen neuen Blick auf die aktuellen politisch-gesellschaftlichen Verhältnisse des Kontinents.
Den Auftakt macht Solidariedade, in dem Bilder einer Protestkundgebung gegen die Regierung Bolsonaro Gesten des Widerstands und der Unterdrückung, aber auch der Freude sichtbar machen. Cadê Heleny? rollt die Geschichte der Philosophin und Theaterregisseurin Heleny Guariba, die 1971 unter der Diktatur in Brasilien verschwand, anhand von gestickten und animierten Erinnerungen ihrer Angehörigen wieder auf. MONOLOGO DE UN SICARIO zeigt den Auftragsmörder in der Welt der Kolumbianisierung als unterste Ebene, auf der eine ganze kriminelle Struktur gründet. 1982 wurden die indigene Gemeinschaft der Zoque durch einen Vulkanausbruch gezwungen umzusiedeln. ( ( ( ( ( /*\ ) ) ) ) ) ) ist das Porträt eines Dorfes in Chiapas, Mexiko, seiner Kultur, seiner Geräusche und seiner Architektur. Der Film dokumentiert die modernen Herausforderungen und die Weltsicht einer Gemeinschaft, die auch unter politischem Druck steht, ihr Land und ihre Rechte zu bewahren. Auch im Spielfilm O Jardim Fantástico spielt indigene Kultur eine wichtige Rolle. Hier verabreicht eine Lehrerin in ihrem Unterricht, einer alten Tradition folgend, Ayahuasca, um ihren Schülern andere Realitätsebenen zu vermitteln.
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So., 14.5. - 19.00 Uhr, Karlstorkino (Südstadt)
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Virar Mar / Meer Werden
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© Philipp Hartmann
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Brasilien, Deutschland 2020 | Regie: Philipp Hartmann & Danilo Carvalho | 85 min. | Dokufiktion / Experimentalfilm | Johannes Kirschbaum, Fernando Pimentel, Inga Richter, Larissa de Melo, Janayra Alves u.a. | dt./port. Original mit englischen Untertiteln.
Wasser ist grundlegend für das Leben. Eine Naturgewalt, die den Planeten bestimmt und für die Menschheit unkontrollierbar scheint. Es ist der Mangel, aber auch der Überfluss, die nicht nur die Landschaft, sondern auch die Lebensbedingungen prägen. In doku-fiktionaler Inszenierung entwirft der Film ein assoziatives Bild des Wassers als physische wie metaphysische Grundlage der menschlichen Existenz. Während Dithmarschen den Kampf gegen den steigenden Meeresspiegel aufgibt, verschärfen sich die periodischen Dürren in den Steppen des brasilianischen Sertão. Auf der einen Seite eine sonnengebleichte Wüstenlandschaft, in der Wasser ein rares Gut darstellt, auf der anderen Seite, wie in einem Paralleluniversum, die Evakuierung von Häusern an den sattgrünen Deichen wegen der angekündigten Flut. Drama und Alltag in Zeiten des Klimawandels.
Mit anschließendem Gespräch mit Regisseur Philipp Hartmann.
Philipp Hartmann, geboren 1972 in Karlsruhe, studierte vor seinem Filmstudium Lateinamerika-Wissenschaften und promovierte in Umweltökonomie in Köln und Brasilien. Er arbeitet seit 2000 als Filmemacher (66KINOS, 2017, EL ARGENTINO, 2020).
Danilo Carvalho, geboren 1972 in Fortaleza in Nordost-Brasilien, studierte Musik und arbeitet als Toningenieur und Sounddesigner. Seit 2010 dreht er eigene Filme. Mitglied bei verschiedenen Jazzbands.
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Mo., 15.5. - 19.00 Uhr, Karlstorkino (Südstadt)
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