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Cine Latino 2006: Quase dois irmaos - Fast wie Brüder |
Quase dois irmaos - Fast wie Brüder
Brasilien 2004 | Regie: Lúcia Murat | 102 min. | 35 mm | mit Caco Ciocler, Flavio Bauráqui, Werner Schüneman, Antônio Pompeo | Original mit englischen Untertiteln.
In Kindertagen scheint die Freundschaft zwischen dem weißen Bürgersohn Miguel und dem schwarzen Slumjungen Jorge im Rio der 50er Jahre noch ungetrübt: Musik schweißt ihre Familien zusammen, das Slum beansprucht noch nicht seine Rechte. Sie treffen sich als junge Männer im berüchtigten Knast "Ilha Grande" wieder: Miguel als "politischer Gefangener" im Widerstand gegen die Militärdiktatur, Jorge als "Krimineller". Der Konflikt zwischen den "Politischen" und "Kriminellen" spitzt sich zu, weil die Spielregeln der vorwiegend weißen Linken und der meist schwarzen Gefangenen aus dem Umfeld des Drogenhandels so unterschiedlich sind – wie deren Lebensbedingungen außerhalb der Mauern eben auch. Jorge wird Anführer des "Comando Vermelho", das später den nationalen Drogenhandel dominiert. Als reife Männer führt die Realität Miguel und Jorge nochmals zusammen: noch ungleicher als jemals zuvor. Und der Teufelskreis von Ungleichheit und Macht wiederholt sich in ihren Kindern. Miguel und Jorge sind Archetypen der brasilianischen Gesellschaft, die eine Freund- oder gar Bruderschaft verhindert.
Ein Drama, das die drei Zeitebenen als Puzzle dargestellt. Der Einfluss Paulo Lins', der die Romanvorlage zum weltweit umjubelten Kino-Film City of God geschrieben hat, ist unverkennbar. Lucia Murat drosselt das Tempo und lenkt den Blick von der Gewalt per se auf deren Ursachen.
Lúcia Murat begann ihre Laufbahn als Journalistin für Zeitung und Fernsehen, bevor sie Spielfilme produzierte. Während der Militärdiktatur in den 1970ern war sie im Widerstand, wurde festgenommen und gefoltert. Dies und ihr Gefängnisaufenthalt haben sie wachsam für die Auswirkungen von Gewalt und Ungerechtigkeit gemacht. Quase dois irmãos gewann den Publikums- und Beste Regie-Preis beim Festival Mar del Plata.
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