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Filmtext

Zwischen den Fronten
Zwischen den Fronten

Die Chronologie des alltäglichen, dreckigen Krieges, seine Reduktion auf wenige Schauplätze und Zeitangaben sowie seine komplizierte Binnenstruktur fernab der großen Kampfhandlungen stehen im Mittelpunkt von Philippe Faucons Film „La trahison“. Im März des Jahres 1960 durchkämmt eine kleine Truppe französischer Soldaten unter der Führung von Leutnant Roque ein Plateau im algerischen Hochland auf der Suche nach versprengten Rebellen des FLN. Die mit der Nationalen Befreiungsfront solidarische Landbevölkerung wird schikaniert und umgesiedelt, Dörfer werden zerstört. Jedoch geht es Faucon weniger um die explizite Darstellung von Krieg und Folter, sondern vielmehr um das schwierige Innenleben der Beteiligten, ihre verwirrende Befindlichkeit zwischen Loyalität, Misstrauen und Verrat. 



In besonderer Weise gilt dies für Taïeb, einen Franzosen algerischer Herkunft, der in der französischen Armee dient und von der einheimischen Bevölkerung als Verräter verachtet wird. „Wir sind wie Hunde“, sagen diese sogenannten „Harkis“ über sich, weil sie fürchten, auf der anderen Seite auch von den Franzosen insgeheim missachtet und nur ausgenutzt zu werden. Die Sprache, mit der sie zwischen Einheimischen und Fremden vermitteln, ist für ihre Kameraden zugleich eine Quelle des Misstrauens und der potentiellen Verschwörung. Trotzdem gibt es gerade bei Taïeb ein starkes Gefühl für das propagierte Gleichheitsideal und den Sinn seines Standpunktes. Auch bei Roque ist dieses Vertrauen zu spüren. Bis ein Verdacht gestreut wird, der die „Harkis“ ohne ihr Wissen ins Zwielicht setzt. Bald wachsen Misstrauen und Unsicherheit unter den Kameraden, für die zunehmend unklarer wird, auf wen sie sich verlassen können.



Philippe Faucon inszeniert diese diffuse Bedrohungslage differenziert und mit untergründiger Spannung als einen Schwebezustand der Angst. Die trügerische Ruhe des äußeren Stillstands, der das ereignislose Warten in ein gegenseitiges Belauern überführt, verstärkt dabei noch die innere Unsicherheit. Selbst die vermeintliche Lösung des Konflikts erzeugt kein klärendes Licht. Freund und Feind sind in diesem Film nicht eindeutig zu erkennen; genauso wenig wie die Wahrheit. Womit auch Grundsätzliches über die Komplexität kriegerischer Auseinandersetzungen gesagt ist. 



24. Januar 2007

 



 

Wolfgang Nierlin

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