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Filmtext

Aufbruch in ferne Welten
Das fünfte Heidelberger Stummfilm-Symposium ist dem frühen Sciencefiction-Film gewidmet
Aufbruch in ferne Welten

Als „kleinen Geburtstag“ bezeichnet Norbert Ahlers vom Heidelberger Medienforum das in diesem Jahr bereits zum fünften Mal stattfindende Stummfilm-Symposium. Unter dem schönen Titel „Silent Future“ dreht sich am Wochenende des 16. und 17. Februars im Karlstorkino dann alles um den frühen Sciencefiction-Film. Auch wenn dieser Genrebegriff, so Ahlers, erst sehr viel später gebräuchlich wurde, lassen sich anhand der Filme doch wiederkehrende Themen und Motive erkennen, die genretypisch geworden sind. Zu ihnen gehört beispielsweise die Reise an ferne Orte, die damit verbundene Entdeckung fremder Welten oder auch die Figur des verkannten Wissenschaftlers, der sich behauptet, indem er das Unmögliche wahr macht. In den utopischen Sehnsüchten und experimentierfreudigen Weltfluchten spiegeln sich aber auch Fortschrittsängste und die gesellschaftlichen Konflikte der Zeit. Dass sich die Entwicklung des jungen Mediums und die neuartigen Themen des „Zukunftsfilms“ in einem engen Zusammenspiel mit den Errungenschaften der modernen Technik vollzogen, erläutert Norbert Ahlers im Gespräch mit Verweis auf Fritz Langs Film „Frau im Mond“ von 1929. Dieser entstand in enger Zusammenarbeit mit den damals führenden Raketenforschern Hermann Oberth und Willy Ley, die als technische Berater fungierten. Die Visionen und Erkenntnisse dieser Pioniere finden hier gewissermaßen ihren bildlichen Ausdruck und überraschen nach wie vor durch ihre Modernität.


Es dürfte insofern auch spannend sein, mit welchen zeitgenössischen musikalischen Ausdrucksformen die vom Symposium eingeladenen Musiker in ihren Liveperformances auf diese Bilder reagieren.


Die Verbindung von Filmtheorie und Medienpraxis ist das grundlegende pädagogische Anliegen und Ziel der Heidelberger Kineskop-Filmschule, die auch in diesem Jahr für die Konzeption und Durchführung der Veranstaltung verantwortlich zeichnet. Norbert Ahlers versteht sich dabei vor allem als Initiator, der die Studierenden bei der Erarbeitung des Symposium-Programms begleitet und eine – nicht zuletzt technische – Infrastruktur zur Verfügung stellt. Die Ergebnisse dieses intensiven Austausches werden schließlich in Vorträgen, die sich den jeweiligen Filmvorführungen anschließen, zur Diskussion gestellt.


Georges Méliès‘ ebenso ironische wie tricktechnisch ausgeklügelte Sciencefiction-Phantasie „Voyage dans la lune“ aus dem Jahre 1902 bildet dafür den Auftakt. Dass die Eroberung ferner Himmelskörper aber nicht nur mit verrückten Abenteuern und gefahrvollen Kämpfen verbunden ist, sondern auch mit handfesten Machtkämpfen oder gar Allmachtsfantasien vermitteln nicht nur die Goldsucher in Langs „Frau im Mond“, sondern auch der von Emil Jannings dargestellte Energiemonopolist in Hans Werckmeisters expressionistischem Zukunftsfilm „Algol“ von 1920. Doch auch die soziale „Erdung“ dieser mitunter eskapistischen Weltfluchten kommt beim Symposium nicht zu kurz. In dem sowjetischen Stummfilm „Aelita“ (1924) des aus dem französischen Exil zurückgekehrten Jakow Protasanow verkörpert diesbezüglich ein Ingenieur, der gegen allerlei Widrigkeiten eine Marsmission unternimmt, die innere Zerrissenheit zwischen gesellschaftlichem Aufbruch und utopischer Hoffnung.


 


Wolfgang Nierlin

Quelle: Rhein-Neckar-Zeitung / Nr. 35, S. 32 vom 11.02.2013 / Wiedergabe mit freundlicher Genemigung des Autors /

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