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Filmtext

Neubeginn in der Mitte des Lebens

Arbeit und Liebe, Liebe und Leben bilden einen starken Zusammenhang in Bernd Böhlichs sozialrealistischer Tragikomödie „Du bist nicht allein“, die der renommierte Fernsehregisseur im Ostberliner Stadtteil Marzahn angesiedelt hat. Hier steht der Wohnblock, wo sich die Protagonisten der parallel erzählten Geschichten treffen und wo sich die Lebens- und Arbeitsverhältnisse ineinander spiegeln. Denn eigentlich geht es in dem prominent besetzten Film um die Arbeitslosigkeit von Menschen, die etwas zu geben haben, wofür die Gesellschaft angeblich keine Verwendung mehr hat. In „der Mitte ihres Lebens“ müssen sie dieses, so Böhlich, der auch das Drehbuch geschrieben hat, „neu sortieren“ und sich „mit einer gewaltigen Kraftanstrengung“ nochmals in die Gesellschaft einbringen. Neben dem Kampf um Würde und Respekt markieren deshalb Umbruch und Neubeginn das ideelle Zentrum aller Geschichten.



Äußerlich ablesbar ist das beispielsweise am Umzug, den die Russin Jewgenia (Katerina Medvedeva) zusammen mit ihrer kleinen Tochter und dem alten Vater in der Hoffnung auf ein besseres Leben unternimmt. Oder an der provisorischen, noch nicht renovierten Wohnung, in die der arbeitslose Physiker Dr. Kurt Wellinek (Herbert Knaup) nach der für ihn schmerzlichen Trennung von seiner Frau Sylvia (Karoline Eichhorn) gezogen ist. Ein neuer Lebensabschnitt beginnt aber auch für das Ehepaar Moll: Während die ehemalige Wurstverkäuferin Frau Moll (Katharina Thalbach) froh und optimistisch ihren Dienst bei einer schwäbischen Sicherheitsfirma antritt, entdeckt ihr arbeitsloser Mann Hans (Axel Prahl), der sich als Hobbymaler die Zeit vertreibt, noch einmal die ebenso verjüngende wie krank machende Kraft der Liebe. Denn in die Wohnung nebenan zieht gerade die attraktive Jewgenia, deren erste Schritte der zunächst unsichere, aber überaus aufmerksame Hans bald helfend begleitet.



„Aufmerksamkeit, Respekt, Persönlichkeit“ lauten die Schlagworte, die ein dynamischer Motivationstrainer (Dominique Horwitz) in seinem wortreichen Einpeitscher-Vortrag an die neue Mannschaft der Security-Firma richtet. Die mehr oder weniger sinnlose Arbeit, die dafür den Anlass gibt, zeigt den ganzen Hohn dieser trügerischen Persönlichkeitsschulung. Die andere, quasi entsprechende Seite dieser Arbeitslüge entlarvt Böhlich mit genauem Blick auf das teils entwürdigende Prozedere bei der Arbeitsvermittlung. Sein lebensnaher, mit viel Witz und einem sicheren Gespür fürs Milieu erzählter Film, der in manchem an die Arbeiten seines Kollegen Andreas Dresen erinnert, holt den solchermaßen verleugneten Menschen, seine Hoffnungen und Sehnsüchte ins Zentrum einer wirklichen Aufmerksamkeit zurück. Dabei wird er von einem hervorragenden Darsteller-Ensemble unterstützt.







27. Juli 2007

Wolfgang Nierlin

Medienforum Heidelberg e.V.
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